Mit spitzer Feder den entscheidenden Strich führen

Kategorie: Kultur

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Martin Piehler und Catharina Geiselhart konnten auf der Vernissage zur Ausstellung von Henry Meyer-Brockmann mit vielen Hintergrundinformationen ein sehr lebendiges Bild von dem Münchner Karikaturisten schaffen

Kulturverein präsentiert Karikaturen des Münchner Zeichners Henry Meyer-Brockmann

„Der Strich ist das Entscheidende“ ist ein Zitat des bekannten Karikaturisten Henry Meyer-Brockmann, der „einen wichtigen und prägenden Einfluss auf mich hatte“, erzählt der Maler und Bildhauer sowie Beirat des Kulturvereins, Martin Piehler, auf der Vernissage. Striche aber auch, die häufig in einem langen Prozess und mit vielen unzulänglichen Versuchen entstehen. Henry Meyer-Brockmann, der 1912 nahe Hannover geboren und 1968 in München gestorben ist, war wohl kein einfacher Zeitgenosse. Kritisch – sowohl gegenüber sich selber als auch gegenüber anderen – nicht gerade dem Mainstream folgend und sehr direkt.

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Nach Kriegsende entstanden die ersten Karikaturen und erschienen z.B im Simplicissimus oder in der Süddeutschen Zeitung. Henry Meyer-Brockmann wurde ein bekannter, aber auch gefürchteter Mann, dessen Portraits die Menschen dahinter zuweilen ihr Leben lang begleiteten. Ohne Zweifel: Konrad Adenauer war ein markanter Mensch. Doch Henry Meyer-Brockmann traf mit seiner sparsam gehaltenen Karikatur den späteren Bundeskanzler so treffend, dass er überall in der Welt erkannt wurde. Und seinen Lehrer Olaf Gulbransson zu dem Ausspruch veranlasste: „Wissen Sie überhaupt, was Sie da gemacht haben? Diese Zeichnung ist so gut, dass der arme Mann dieses Gesicht bis an sein Lebensende wird tragen müssen …“ Mit Zitaten wie diesen und sehr viel Hintergrundwissen stellte die Kunsthistorikerin und 2. Vorsitzende des Kulturvereins Catharina Geiselhart den Urheber der sehenswerten Karikaturen vor, die noch bis 10. Oktober im Kurparkschloss zu sehen sind. Half dabei, sich ein Bild zu machen von diesem begnadeten Zeichner, der es so treffend verstand, mit wenigen Strichen die Persönlichkeiten seiner Zeit festzuhalten. Ob Maria Callas oder Fidel Castro. Ob Käthe Kruse oder J.F. Kennedy: Henry Meyer-Brockmann erkannte die besonderen Charakteristika der Menschen und brachte diese mit seinen gezielten „Strichen“ zu Papier.

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Schuhe und Melone verraten zuweilen viel über deren Träger – zumindest, wenn sie von einem Karikaturisten wie Henry Meyer-Brockmann gezeichnet werden

„Karikaturen entstehen am politischen Pulsschlag der Zeitgeschichte und halten den Beteiligten einen satirischen Spiegel vor“, erläuterte die Kunsthistorikerin. Sie sollten „Dinge auf den Punkt zu bringen und eine Situation sowie den dazugehörigen Hintergrund in wenigen Strichen erfassbar skizzieren“. Eine Anforderung, die dieser Künstler unbestreitbar erfüllt. Ein Maler auch, der als kritischer Zeitgenosse galt und mit seiner Kunst aufrütteln wollte. Der es gerne als Höflichkeit der Karikaturisten definierte, rücksichtslos zu sein. Und dafür vielleicht die Pünktlichkeit den Königen überließ?

Für Sie berichtete Barbara Geiling.

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